da wir nun alle möglichen und unmöglichen Wege mit dem Auto nach Griechenland ausprobiert haben, möchte ich nun die Allgemeinheit an meinem Wissen teilhaben lassen. Natürlich erhebe ich keinen Anspruch auf Vollkommenheit und alle Angaben sind ohne Gewähr, aber nach besten Wissen recherchiert bzw. aus eigener Erfahrung festgehalten.
Vielleicht ist es ja den Admins möglich den Eintrag zu fixieren, damit man ihn schnell aktualisieren kann, sollten sich gravierende Änderungen ergeben?!?
Zunächst einmal die reinen Zahlen und Fakten:
Anmerkung: Ich habe dabei als Startpunkt natürlich meinen eigenen Wohnsitz Bielefeld festgesetzt, so dann habe ich vier mögliche (Haupt-)Routen von Deutschland nach Griechenland gewählt. Bei den Kosten habe ich die Mautgebühren und die Vignetten mit der kürzesten Laufzeit gewählt. Wechselkurs Stand Anfang Sept. 19. Hier gibt es natürlich individuelle Unterschiede, da es die Vignetten ja in verschiedenen Laufzeiten gibt. Je nach Dauer des Urlaubs lohnen sich dann Monatsvignetten, o.ä. Aber irgendwie muss man ja vergleichen können.
1. Route: D - A - SLO - HR - SRB - NMK - GR (über Graz)
Streckenlänge: 2.304 km
Kosten: 78,60 €
2. Route: D - A - H - SRB - NMK - GR (über Wien)
Streckenlänge: 2.352 km
Kosten: 56,22 €
3. Route: D - CZ - SK - H - SRB - NMK - GR (über Prag)
Streckenlänge: 2.306 km
Kosten: 42,66 €
4. Route: D - CZ - SK - H - SRB - BG - GR (über Bulgarien)
Streckenlänge: 2.231 km
Kosten: 51,56 €
(Die 4. Route ist hier als Alternative zur 3. Route berechnet. Natürlich kann man auch von Graz oder Wien kommend über Bulgarien fahren!

Überlegungen zu den einzelnen Strecken:
Von der reinen Streckenlänge wäre also die Route 4 über Bulgarien zu empfehlen. Es gibt hier aber die Anmerkung, dass es in Bulgarien zwei Stellen gibt, die noch nicht zur Autobahn ausgebaut sind (im August 19 war die Nationalstraße hinter Sofia Richtung Serbien sogar komplett gesperrt - wegen Autobahnausbau, wird also besser werden in Zukunft - und man wurde über eine Kopfsteinpflaster - Rumpelstrecke umgeleitet). Landschaftlich ist diese Strecke sowohl in Bulgarien und auch in Serbien wunderschön. [Edit: Inzwischen ist die ganze Strecke in Serbien von Nis bis zur Grenze zur Autobahn ausgebaut.]
ABER: (das ist jetzt eigene Erfahrung und muss nicht immer so sein!) Die Grenzbeamten in Bulgarien sind noch schlimmer als die in Ungarn. Bei der Einreise nach Bulgarien aus Griechenland wurden wir durchgewinkt, dafür standen wir an der Grenze nach Serbien ungefähr eine Stunde, obwohl nur 5 Autos vor uns waren (und das bei der Ausreise aus einem EU – Land!).
Die Strecke über Kroatien haben wir ehrlich gesagt noch gar nicht ausprobiert, aus zwei Gründen: Die beiden Tunnel in Österreich vor Graz. Für die Durchfahrt wird eine Extramaut fällig und meine Frau fährt nicht so gerne durch so lange Tunnel.
Die Strecke über Wien haben wir bis 2014 genommen. Das war eigentlich sehr entspannend. Auf der Rückreise hatten wir in Parndorf bei Wien Halt gemacht, dort gibt es ein riesen Outlet-Center. Und dann später noch im schönen Frankenland zu Abend gegessen. Da es auf der A 3 in Deutschland aber regelmäßig zu voll ist (Nürnberg, Regensburg) und den Österreichern und den Deutschen in der Flüchtlingskrise nichts Besseres einfiel, als wieder Grenzkontrollen einzuführen haben wir die Strecke über Tschechien ausprobiert.
Bei dieser sind wir seither irgendwie hängen geblieben. Obwohl man durch Prag fahren muss und in Tschechien gefühlt alle Autobahnen eine Baustelle sind. Aber diese Route ist die billigste und der Verkehr in Deutschland Richtung Tschechien ist angenehmer als Richtung Österreich (und keine Grenzkontrollen auf der Heimreise!).
Allgemein ist anzumerken, dass diese Strecke inzwischen durchgehend aus Autobahn besteht, wenn man den Grenzübergang Horgos wählt. In Ungarn sollte man allerdings besser die Autobahn M 6 als die Autobahn M 5 Richtung Süden wählen! Die Autobahn ist frei und man umgeht Budapest (Baustelle auf der M0!).
Es gibt diverse alternative Grenzübergänge zum immer vollen Übergang Röske – Horgos.
Wenn man doch die M 5 gewählt hat, dann bietet sich je nach Ankunftszeit der westlichere Grenzübergang Assotthalom – Backi Vinogradi an. Dieser hat zwar nur von 7 – 19 Uhr geöffnet, ist aber in der Regel relativ schnell zu passieren. Die zweite Alternative Tompa – Kelebia ist inzwischen schon zu bekannt, als dass man hier groß Vorteile hätte.
Folgt man der M 6 nach Süden hat man die Auswahl zwischen zwei Grenzübergangen: Bacsalmas – Bajmok (auch nur von 7 – 19 Uhr) und Hercegszanto – Backi Breg. Bei Ersterem ist die Landstraßen Strecke in Ungarn höher, bei dem Zweiten fährt man in Serbien etwas länger über Landstraßen.
Ich habe mal per Google Maps die Strecken und die Zeiten verglichen:
(als Startpunkt habe ich den Abzweig zur M6 auf der M0 bei Budapest gewählt, als Zielpunkt die Auf-/Abfahrt nach Werbass auf der A1 in Serbien)
Standard: M5 – GÜG Horgos 254 km 2h10Min
0 km Landstraße
1. Alternative: M5 – GÜG Backi Vinogradi 259 km 2h20Min
29 km Landstraße
2. Alternative: M5 – GÜG Tompa 263 km 2h50Min
107 km Landstraße
3. Alternative: M6 – GÜG Tompa 248 km 2h50Min
124 km Landstraße
4. Alternative: M6 – GÜG Bajmok 295 km 3h
108 km Landstraße
68 km in Ungarn
40 km in Serbien
5. Alternative: M6 – GÜG Backi Breg 289 km 3h20Min
141 km Landstraße
55 km in Ungarn
96 km in Serbien
Es gibt inzwischen im Internet diverse Seiten auf denen man sich informieren kann, wieviel an den Grenzübergängen los ist. Dies habe ich unten unter dem Punkt „Links“ aufgeführt. Wenn man sich also rechtzeitig informiert, dann kann man evtl. doch reichlich Zeit sparen.
In Belgrad lohnt es sich durch die Stadt zu fahren und nicht die südliche Umgehungstraße zu benutzen. Diese ist noch nicht durchgängig fertig und im Zweifel zuckelt man da kilometerweit hinter Lastwagen her.
Zwischen Serbien und Nordmazedonien ist mir leider kein alternativer Übergang bekannt. Seit September 2019 finden zwischen Serbien und Nordmazedonien anscheinend gemeinsame Kontrollen statt um den Grenzverkehr schneller abwickeln zu können. Das heißt Richtung Süden werden die Grenzen von nordmazedonischen Zöllner kontrolliert, Richtung Norden von den Serben.
Nach Griechenland kann man die landschaftlich sehr reizvolle Strecke über den Doiran-See wählen. Das hatten wir auch schon gemacht und wir waren das einzige Auto weit und breit. Wir mussten sogar selber aussteigen und die Ausweise zum Grenzposten bringen. Weiterer Vorteil: Man umgeht auch Thessaloniki.
Vignetten und Maut:
Die Vignetten für Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Bulgarien können über das Internet erworben werden (vgl. Linkliste).
Für Serbien ist es zu empfehlen sich ein ENP-Gerät zu beschaffen, wenn man die Strecke öfter fährt. Das Gerät kostet einen kleinen Obolus und wird dann mit einem Betrag nach Wunsch aufgefüllt. An den Mautstellen wählt man dann die Spur, die mit ENP überschrieben ist und die entsprechende Maut wird dann von dem Gerät abgebucht. Beim Aufladen bekommt man einen Bonus, d.h. man bekommt etwas mehr gutgeschrieben, als man einzahlt und die ENP-Spuren sind in der Regel frei, man muss also nicht so lange warten. Das Gerät gibt es z.B. am Grenzübergang Presevo beim AMSS (serbischer ADAC) aber auch an vielen Tankstellen (siehe Schilder mit „ENP“ Zeichen).
Wie wir dieses Jahr bei unserer Fahrt gesehen haben, gibt es sowas in Nordmazedonien wohl auch. Hierüber habe ich aber noch keine näheren Infos.
Ansonsten kann die Maut in Serbien und NMK in Euro (Kleingeld parat halten!) bezahlt werden. Ich habe aber immer die Kreditkarte gewählt, da bei Zahlungen in Euro immer sehr wohlwollend aufgerundet wird.
Inzwischen gibt es die sogenannten "Tags" wie in Serbien nun auch in NMK und auch in Griechenland. Infos aus eigener Erfahrung habe ich bisher noch nicht, nur was ich im Internet recherchiert habe. In NMK gibt es die Geräte wohl an den Mautstationen und kosten umgerechnet rund 20 Euro. In Griechenland kann das Gerät an der ersten Mautstation hinter der Grenze "erworben" werden. In Griechenland kostet das Tag nichts. Im August weiß ich mehr, wenn wir mit dem Auto wieder zurück sind.
Sonstiges:
Die Tankstellen auf dem Balkan sind inzwischen eigentlich durchgehend in gutem Zustand. Nicht nur die OMV Tankstellen. In der Regel gibt es an den Tankstellen auch freies WLAN.
Für NMK muss die grüne Versicherungskarte auf jeden Fall mitgeführt werden. In Serbien ist das seit 2012 nicht mehr notwendig.
Ebenfalls reichen inzwischen für die Fahrt nach Griechenland die Personalausweise (zumindest für deutsche Staatsbürger) aus.
Für Reisen mit Haustieren ist die Tollwutimpfung obligatorisch und der EU Tierpass mitzuführen. Bei allen Reisen, die wir bisher gemacht haben, wollte niemand die Papiere für unseren Hund sehen. Dieses Jahr allerdings muss einem ungarischen Zollbeamten langweilig gewesen sein. Er wollte als Erster den Pass sehen. Nach einem kurzen Durchblättern bekamen wir den Pass zurück und das war alles.
Achtung in Serbien! Dort ist seit kurzem die Section Control eingeführt worden. D.h. es werden die Zeiten zwischen Ein- und Ausfahrt an der Mautstelle gemessen. War man „zu schnell“ wird man zur Kasse gebeten.
Allgemein sollte man von Ungarn bis Nordmazedonien vermeiden die Geschwindigkeitsbeschränkung zu sehr zu übertreten. Wir hätten auch schon beinahe in Nordmazedonien zur nächsten Post fahren müssen, um die Strafe zu begleichen. Erst dann bekommt man seinen Pass wieder. Man munkelt ja, dass ein Scheinchen in den Papieren hilft. Diese Erfahrung haben wir aber noch nicht gemacht. Weder an der Grenze, noch bei der Polizei.
Natürlich gibt es mehrere Dinge zu beachten, wenn man im Ausland Auto fährt. So gibt es zum Beispiel u.a. folgende Pflichten von Ungarn bis Nordmazedonien:
- Die Mitnahme eines Ersatzglühlampensets wird empfohlen.
- Warnwestenpflicht
- Lichtpflicht
Am besten informiert man sich vor Abfahrt bei einem Automobilklub über das Fahren im Ausland.
Links:
Informationen beim ADAC über das Autofahren im Ausland
Vignetten für Österreich, Tschechien und Slowenien (oder beim ADAC vor Ort)
Digitale Vignette für Österreich
Digitale Vignette für Tschechien
E-Vignette für die Slowakei
e-Matrica (Vignette) für Ungarn
Infos über das serbische ENP System (englisch)
Infos über das elektronische Mautsystem in NMK (englisch)
Infos über das elektronische Mautsystem in Griechenland (englisch)
E-Vignette für Bulgarien
Grenze Ungarn – Serbien (ungarisch)
Grenzen Serbien (serbisch)
Grenzen Serbien (Kameras) (serbisch)
Grenzen Nordmazedonien (Kameras) (mazedonisch)
Appempfehlungen (für Android):
Putevi Srbije (Infos über die Autobahnen in Serbien, ENP,...)
BorderWatcher (Infos über die Wartezeiten an den Grenzen)[/code]
[Edit: Infos über elektronische Mautsysteme ergänzt]